Mina Ahadi: Islam? Da reden wir über Terror, Faschismus und Ehrenmord

Peter Dettmer
5 min readJan 13, 2019
Für Mina Ahadi — hier mit ihrem Buch ‘Ich habe abgeschworen’ — ist die Abkehr vom Glauben ein Grundrecht. Nach islamischer Lehre ist dies ein Verbrechen. Deshalb wird die gebürtige Iranerin, seit sie den Zentralrat der Ex-Muslime gründete, von Islamisten mit dem Tode bedroht. Foto: Peter Dettmer

Mina Ahadi gilt unter Islam-Anhängern als unbequeme Aktivistin und muss deshalb seit Jahrzehnten um ihr Leben fürchten: Erst verfolgt und zum Tode verurteilt von den Unterstützern Ajatollah Khomeinis, die bereits in ihrer Heimat Iran ihren damaligen Ehemann und viele Freunde des Paares hingerichtet hatten, lebt sie heute — noch immer unter Lebensgefahr — in ihrer Wahlheimat Deutschland. Als Gründerin und Vorsitzende des Zentralrates der Ex-Muslime und Autorin des Buches ‘Ich habe abgeschworen’ hat sich die Menschenrechtlerin mit ihrer Islam-Kritik viele Feinde gemacht.

Im Exklusiv-Interview spricht die engagierte 59-Jährige über ihre Abkehr von jeglicher Religion und warum der Islam ihrer Meinung nach auch nicht zu Deutschland gehören sollte.

Zentralrat der Ex-Muslime gegründet

“Nachdem wir 2007 den Zentralrat der Ex-Muslime gegründet hatten, bekam ich acht Personenschützer an die Seite gestellt. Seitdem ich 18 Jahre alt war — heute bin ich fast 60 — lebe ich in ständiger Gefahr”, blickt die Wahl-Kölnerin zurück auf ein Leben unter andauernder Bedrohung. “Je bekannter ich werde, desto schwerer wird es für die Islamisten mich umzubringen. Ich habe gemerkt: Sicherheitsbehörden haben da eine ganz andere Sicht. Aber ich denke: Kein Mensch würde einfach auf die Straße gehen und sich vornehmen: Ich töte heute Mina Ahadi.”

Droh-Mails nach Buch ‘Ich habe abgeschworen’

Das Buch “Ich habe abgeschworen” wurde von Mina Ahadi veröffentlicht und machte die Autorin zum Feindbild der Islamisten. Foto. Heyne Verlag

“Wenn ich auf die Straße gehe, mit anderen Kontakt habe, bin ich nicht ständig in Angst”, beschreibt Mina Ahadi ihren Alltag. “Nach den vielen Fernsehauftritten in den vergangenen Tagen bin ich freundlich in der Bahn gegrüßt worden. Andererseits: Was in Paris in der Redaktion der Charlie Hebdo passiert ist, kann auch mir geschehen. Man muss gegen den Islamismus auf die Straße gehen und darf keine Angst zeigen. Auch viele deutsche Medien zeigen einfach zu viel Angst: Als zum Beispiel 2007 mein Buch Ich habe abgeschworen erschienen ist, haben mir viele Redaktionen immer wieder Termine abgesagt, weil sie bedrohliche Mails erhalten hatten.”

Den Beschwörungen von Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Islam gehöre zu Deutschland, mag die Autorin nicht folgen. “Ich denke alle Religionen gehören nicht zum System. Religion mischt sich in zu viele Angelegenheiten des Alltags ein, die Kirche hat sehr viel Macht. Angela Merkel versucht zu vermitteln, der Islam gehöre zu Deutschland — wenn ich eine einfache Antwort geben soll sage ich ganz deutlich: Der Islam gehört nicht zu Deutschland, aber auch alle anderen Religionen sollten sich nicht einmischen in Politik oder Bildungsfragen. Religion ist Privatsache und sollte privat bleiben. Die Vertreter des Islam spielen uns immer diese Opferrolle vor. Wenn man über Islam redet, dann redet man auch über Islamismus und über eine politisch-aggressive, terroristische und faschistische Bewegung und Angela Merkel macht einen großen Fehler, indem sie versucht, dieser faschistischen Bewegung in Deutschland zu helfen. Merkel hat offensichtlich kein Interesse daran, sich mit Ehrenmorden auseinanderzusetzen, mit Islam-Gerichten in Deutschland, mit Richtern ohne Gesetze, oder Moscheevereinen, in denen schon Kinder radikalisiert werden und dann den IS unterstützen.

Nicht nur Religion, sondern politische Bewegung

Das weltweite Problem liegt viel tiefer: Der Islam ist seit rund 30 Jahren nicht nur eine Religion, sondern eine politische Bewegung. Wir haben zu tun mit islamischen Regierungen, dass war vor vielleicht 50 Jahren noch nicht so problematisch. Es gibt Mord, Terror, Steinigungen. Wenn wir sagen: der Islam gehört zu Deutschland, müssen wir auch sagen: die Scharia gehört zu Deutschland, irgendwann gehört die Steinigung zu Deutschland, Ehrenmorde, Barbarei, Verachtung von Frauenrechten… All das kann man nicht einfach so annehmen mit den Worten: Der Islam gehört zu Deutschland.”

“Scharia-Polizei war nur die Spitze des Eisbergs”

Mina Ahadi im Gespräch mit Peter Dettmer: “Der Versuch, Frauen unter das Kopftuch zu zwingen, ist schon Alltag im Leben der Muslime geworden.”

Auch die Radikalisierung der in Deutschland lebenden Muslime ist nach Ansicht der gebürtigen Iranerin eine klare Folge eines politischen Islam. “Wir haben es mit Islamismus zu tun. In islamische Organisationen in Deutschland fließt sehr viel Geld aus Ländern wie Saudi-Arabien, dem Iran oder der Türkei. Es wird angestrebt, immer größere und immer mehr Moscheen zu bauen. Es gibt Familien, die sind vor 20 Jahren vor den Taliban aus Afghanistan geflohen, in denen haben die Frauen keine Kopftücher getragen, aber im Laufe der Zeit haben die Ehemänner über die Einflüsse der Moschee durchgesetzt, dass ihre Frauen ebenso Kopftücher tragen, wie die Töchter, die hier in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. Der politische Islamismus hat in Europa viel Einfluss gewonnen. Beispielsweise die Scharia-Polizei in Wuppertal war da nur eine Spitze des Eisbergs.”

Zentralrat der Muslime und Islam-Konferenzen

Die Islam-Aktivisten versuchen nicht nur innerhalb der Moscheen, sondern durchaus auch über Parteien wie das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit (BIG Partei) und Gremien, wie die Integrationsräte der Städte, Einfluss zu nehmen. “Religiöse Gruppierungen sollten nicht als politische Parteien anerkannt werden”, positioniert sich die Autorin. “In Deutschland wurden durch die Bundesregierung Millionen von Zuwanderern abgestempelt, indem diese angeblich durch den ‘Zentralrat der Muslime’ oder in Islamkonferenzen vertreten werden. Dabei sind die meisten dieser Menschen säkular und wollen überhaupt nichts mit diesen islamischen Organisationen zu tun haben. Die Bundesregierung hat vier Millionen Menschen billig verkauft, indem sie festlegt, ein Aiman A. Mazyek vom Zentralrat der Muslime würde die Zuwanderer in Deutschland vertreten.

“Kein Kopftuch, kein Rabatt für Muslime”

In ihrem Buch spricht sich die Autorin für Freiheit und Rechte von Frauen aus. Doch diese sieht die Autorin durch radikale Religionsvertreter gefährdet.

“Im Laufe der Jahre haben die Ausländer in Deutschland das Etikett ‘Muslime’ übergestülpt bekommen. Viele sind mit dem Gefühl nach Deutschland gekommen, vor allem viele Frauen, dass man hier Freiheit genießen kann. In Europa haben sich Menschen- und Frauenrechte durchgesetzt. Mein Wunsch ist es, dass die Politik diese Werte verteidigt und nicht den Vertretern der islamistischen Organisationen alles gibt, was diese verlangen. Es muss klar geregelt sein: Hier in Deutschland werden Frauen und Kinder nicht geschlagen, hier werden keine Frauen gezwungen, ein Kopftuch zu tragen, hier gibt es keine Geschlechterapartheid, ein Mädchen darf einen Freund haben und niemand darf sich einmischen — so laut wie möglich möchte ich deutlich machen, dass unsere Menschenrechts- und Frauenrecht-orientierte Kultur verteidigt wird. Es darf keinen Rabatt geben mit der Begründung: das sind Muslime, das ist eine andere Kultur. Die Politiker und die Medien verteidigen unsere Rechte nicht ausreichend.”

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Written by Peter Dettmer

Freier Autor, DJV NRW, zuvor Funke Mediengruppe, Rheinische Post, Universität Duisburg-Essen

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